Ein Bild entsteht
Immer wieder werde ich gefragt, wie ich so ein Bild angehe, wie ich es male. Bei einigen der neueren Arbeiten habe ich die einzelnen Schritte dokumentiert. Im folgenden möchte ich Ihnen diese Dokumentation vorstellen. Man sollte aber dabei berückssichtigen, dass es sich um Bilder handelt, deren Aufbau und deren Farbzusammnestellung mir schon im Vorfeld bekannt ist. Daher sind sie für mich einfach und mit etwas Muße herunterzumalen.
Viel schwieriger ist eine andere Art von Bildern. Wenn es nämlich darum geht, den malerischen Gestus des Künstlers in expressiven Bildern, die Spontaneität der Pinselstriche und Leichtigkeit des Werkes zu erzeugen, so kann man nur dem Zufall und der Eingebung die Federführung überlassen. Wie oft stand ich dann voe einem Bild, den nächsten Schritt im Kopf abwägend und die bishereige Qualitäär des Bildes abschätzend, um dann doch die falsche Entscheidung zu fällen und das Bild unwiederbringlich zu verlieren.
á David - eine Dokumentation auf facebook
- Bei der Weihnachtsausstellung im Hansesaal 2015 wurde meine Installation viel gelobt, doch es gab auch Stimmen, die sich wieder Bilder von mir wünschten. Wer sich mit meine Arbeiten beispielsweise bei meiner Einzelausstellung „Ich?!“ im Jahre 2013 beschäftigt, weiß dass ich mich aktuell mit den Werken anderer Künstler auseinandersetze. Dabei versetze ich mich wortwörtlich in ihrer Arbeiten. Das Bild an dem ich gerade arbeite gehört dazu. Wer als erster herausfindet, welches Gemälde ich gerade als Grundlage nehme, bekommt bei den offenen Ateliers am 22.5.2016 eine Flasche Sekt. Also viel Spaß beim Raten.
P.s. Ganz am Rande kann man sehen, wie langsam ein Bild entsteht. - Nach vier Tagen: Zuerst der Kopfverband, dann die obere helle Gesichtshälfte, die untere dunkle Hälfte und heute der Mund. Öl auf Leinwand mit einem Haarpinsel der Größe 2.
- Falten sind nicht so einfach, wie man denkt. Vor allem wenn man auch noch versucht. eine Textur von Stoff zu erreichen.
- Auch heute sind wieder ein paar Falten hinzugekommen. Natürlich ist das ein typischer Anfängerfehler, in aller Detailverliebtheit von einer Seite des Bildes zur Anderen zu malen, denn damit ist man nicht in der Lage, die wechselseitigen Beziehungen der einzelnen Helligkeiten und Farben zueinander einzubringen. Genauso ist eine richtige Positionierung oder Proportion schwierig. – Aber ich bin kein Anfänger – Für mich ist es wichtiger eine Auflage, einen Halt auf der Leinwand zu haben. Immerhin stehe ich mit ausgestreckter Hand vor der Staffelei und male mit einem winzigen Haarpinsel. Kein Unterarm oder Handballen liegt auf. Damit ich mich wenigstens mit meinem kleinen Finger auf der unbemalten Leinwand abstützen kann, male ich als Rechtshänder also von links nach rechts.
- So, nun geht es mit dem linken Arm weiter.. (Ich wurde gefragt, wie man denn die ganze Entstehung sehen kann: Man brauch einfach nur auf meine Facebook Seite zu gehen! Und bitte das „gefällt mir“ nicht vergessen, sonst sehe ich ja gar nicht, wer interessiert ist.)
- Die Hand hat eine interessante Verkürzung, aber ich glaube es funktioniert so … (Ihr könnt auch gerne Fragen stellen oder diskutieren.)
- Der Kopf auf dem Hals funktioniert und der Arm passt an der Schulter
Man sieht, dass ich in den nöchsten Tagen unbedingt weiter malen muss, damit die Übergänge noch feucht sind.
Dies ist der Vorteil der Ölmalerei. Man kann ruhig mal eine längere Pause beim Malen machen, da Ölfarbe nur sehr langsam trocknet. (Die Fettspritzer auf dem Herd sind am nächsten Tag ja auch nicht getrocknet) - Ich wurde oft gefragt, wie ich so eine Art von Bild male: Hier kann man es ganz gut sehen: Ich mische die Farben nicht auf der Palette, sondern auf der Leinwand. Wenn man genau hinsieht ist hier schon die erste Farbe für den Lichterbereich (Elfenbein) und die erst Farbe für den Schattenbereich (Neapelgelb hell) aufgetragen. Anschließend wird in beiden Bereichen mit gebranntem Siena und meiner Lieblingsfarbe Krapplack abgedunkelt.
- .. und so seht der Arm aus, wenn er entsprechend abgedunkelt ist. Nachdem ich jetzt die Einstellungen geändert habe, kann jetzt jeder der diese Seite abonniert auch die Bilder liken. Also macht bitte ein wenig Werbung bei Kunstinteressierten.
- Der untere Teil des Armes sieht aus, als ob er zu lange in der Sonne war. Aber ich denke es funktioniert doch. Dass ist der Nachteil, wenn man so malt: Die Helligkeit und Färbung ist natürlich abhängig von ihrer Umgebung und die kommt erst später (siehe oben). So muss man sich zwingen, dunkler zu werden und sich nicht vom umgebenden Weiß beeinflussen zu lassen. Nach meiner Erfahrung ist es wichtig, darauf zu achten, zu dem Bereich der im Schatten liegt immer noch etwas dunkler zu werden als man denkt. Aber mal was anderes. Wenn man sich das Original anschaut, sieht dass nicht so aus, als ob der Arm im Ellbogengelenk irgendwie gebrochen oder verdreht ist?
- Jetzt ist auch der Stich gesetzt. Dieser ist mit Krapplack lavierend aufgetragen. Diese Technik, Schichen von Farbe auf andere zu setzen wird auch beim Aquarell verwendet. Hierbei ist es wichtig, dass die Farbe keine Weißanteile oder Verschmutzungen enthält, wie es bei vielen billigen Farben der Fall ist. Dann würde das Licht schon in dieser Schicht reflektiert und man würde die darunter liegenden nicht mehr sehen. Natürlich muss die untere Schicht schon einigermaßen trocken sein, damit sie sich nicht mit der oberen physikalisch vermischt.
- Wieder ein paar Falten mehr. Man sieht schon, der „braune“ Arm funktioniert mit dem Hintergrund.
- Es funktioniert wirklich
- Ich hatte ein Problem: Es gibt ein Prinzip, durch dass eine Harmonie unter den Farben automatisch erreicht wird: Sämtliche Farben werden aus einer Grundpalette gemischt. Damit ist jeder dieser Grundfarbtöne nahezu über die gesamte Bildfläche verteilt. Bevor ich mit dem Bild angefangen bin hatte ich mir meine Palette zusammengestellt. „Elfenbein“ und „Neapelgelb“ zusammen mit „gebranntem Siena“ und „Krapplack“ für die Hauttöne. „Zinkweiß“ und „Umbra natur“ für die Falten und natürlich den Hintergrund. Dieses „Umbra natur“ auch als dunkelsten Ton, um ggf. andere Farben noch weiter abzudunkeln. „Chromgelb dunkel“ für die Holzkiste und letztendlich „Umbra grünlich“ für das grüne Tuch. Doch heute musste ich mit Schrecken feststellen, dass dieses „Umbra grünlich“ auch in Mischung mit einer der anderen Farben nicht in der Lage war, das angestrebte Grün des Tuches zu erreichen. Zudem viel mein Blick auf das Tintenfass – es war bläulich. – Keine Chance. – Ich habe mich dazu Durchringen müssen, „Indigo“ mit auf die Palette zu nehmen. Dieses Jeansblau und seine Wirkung mit anderen Farben kenne ich gut, da es neben „Krapplack“ eine meiner Lieblingsfarben ist. – Und zusammen mit dem „Chromgelb dunkel“ hatte ich mein gewünschtes Grün.
- Die Schrift auf dem Brief kommt erst später.. (Ich hatte vergessen den Federkiel frei zu lassen, konnte die Stelle aber wieder mit Terpentin löschen)
- … und wieder ein paar Falten. (Ich werde wohl das weiße Tuch ein wenig nachdunkeln müssen, damit das grüne „davor“ hängt.)
- Die Feder.
- Das Messer. Die Stofflichkeit von Metall ist eigentlich ganz einfach: Ein sehr hoher und scharfkantiger Kontrast. Aber an die Klinge muss ich noch einmal ran. Hier ist meine Vorlage unvollständig bzw. in der Vergrößerung zu unscharf.
- Langsam wird es Zeit für den Hintergrund..
- Nein, das Tintenfass ist nicht Schwarz, sondern eine Mischung aus Umbra und Indigo mit Aufhellungen aus Weiß.
- Die Feder musste ich zwei mal auswischen, aber der dritte Versuch hat gesessen.
- Wie man sieht, musste ich, nachdem ich den Boden dunkel hatte, auch den Schatten auf dem weißen Tuch nachdunkeln. Dies ist aber nicht schwierig, da dazu eine einfache Lasur reicht.
- So, jetzt fehlt nur noch der Holzquader. Dieser wird noch spannend, weil ich nicht vor habe, jede Holzfaser einzeln zu malen.
- So, dass war’s. Den fehlenden Brieftext kann ich erst einfügen, wenn die Farbe trocken ist. Aber dies ist das letzte Bild hier bei FB. Wer interessiert ist, wie das fertige Bild aussieht oder was es für eine Bedeutung hat: Am 22.5.2016 ist auch mein Atelier im Rahmen der „Offenen Ateliers Lünen“ geöffnet. Ihr seid alle herzlich eingeladen. Wenn es euch gefallen hat, hier die Entstehung eines Bildes zu verfolgen, solltet ihr einige Likes hinterlassen. Vielleicht gibt es dann einmal eine Fortsetzung. Vielen Dank!
.. und hier auf meiner eigenen Seite das fertige Bild: „á David“
Making of "Kämpft für die Freiheit - gegen Nationalismus"
Making of „Kämpft für die Freiheit – gegen Nationalismus“ (155 x 200 cm / Öl auf Leinwand)
Video: Making of „Kämpft für die Freiheit – gegen Nationalismus“ (Linked auf Youtube es gelten die Datenschutzerklärungen von Google)