Malerei
Die Werke von Dr. Bernhard Meyer zeichnen sich durch eine spannende Vielfalt an graphischen und malerischen Mitteln aus. Selten wird ein derart kreatives Ausdrucksvermögen in den Werken eines einzelnen Künstlers sichtbar. Dr. Meyer läßt sich nur schwer in eine Schublade zwängen. Während vor einigen Jahren in seinen Arbeiten noch ein informelles Zeichenrepertoire vorherrschte, er anschließend in seinem expressiven Ausdruckswillen auf eine Schichtung unterschiedlicher Bildebenen hin arbeitete, zeichnet seine Werke jetzt auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Reduktion aus.
Mystische Symbole vermischen sich mit historischen Chiffren, doch immer deutlicher kristallisiert sich der menschliche Körper als Ausdrucksträger heraus, als geeignetstes Transportmittel für sensibel erfaßte Seelenzustände im Sinne eines Egon Schiele oder Edvard Munch. Damit haben seine Arbeiten losgelöst von allen aktuellen, wechselhaften Kunstströmungen ein Niveau erreicht, das man wahrhaftig mit dem Begriff „zeitlos“ fassen kann.
Wenn in Dr. Meyers Werken Materialien wie Lacke oder Fette auf erdige Tuschen und spröde Kohle oder Pigmente treffen, so ist hier nicht die Auseinandersetzung mit formal-malerischen Problemen im Sinne einer „bonne peinture“ zu sehen, sondern eine notwendige technische Grundlage gefunden worden, um seine inhaltlich visionären Vorstellung in die entsprechende Form zu bringen.
Auch in tiefen Gesprächen über seine beabsichtigten Bildaussagen bleibt Dr. Bernhard Meyer sehr zurückhaltend und mehrdeutig. Es ist nicht nur der Wunsch, der sich immerfort ändernden Umwelt eine ebenso vielfältige Entsprechung entgegenzusetzen, sondern das dem Künstler innewohnende Bedürfnis, die eigene Seelenlage zu greifen und bei dem Betrachter eine Entsprechung hervorzubringen.
Dieser Beutezug durch die Gedankenwelt mag viele Besucher irritieren, welche dem Spiegelbild ihrer Seele nicht standhalten können, ist jedoch für den kunsterfahrenen Betrachter ein ästhetischer Genuß.
Dr. Fredebeul (Recklinghausen)
